Unser Wald stirbt

Wie sieht es im heimischen Wald jetzt und künftig aus?


Mit diesem Thema stellte sich am 20.2.2020 der Förster Christoph Hentschel vor, und 27 Gartenfreunde des Obst- und Gartenbauvereins Soest waren interessiert. Herr Hentschel ist Förster beim Landesbetrieb Wald und Holz NRW und betreut unter anderen rund 100 Waldbesitzer. Sein Gebiet reicht von Herringsen bis Hamm-Uentrop.

Das Waldsterben begann eigentlich am 18.1.2018 mit dem Sturm Friederike. Es ist soviel Holz gefallen, dass man mit dem Aufarbeiten nicht schnell genug nachkam. Aber auch die Stürme Eberhard in 2019 und Sabine in 2020 brachten große Waldschäden mit sich, und von den toten Fichten war sehr viel Käferholz dabei. Nach dem Sturm mussten zuerst die Wege freigemacht werden, damit es möglich war, sich einen Überblick über den Gesamtschaden zu machen. Dann begann mit dem Aufarbeiten.
Die Waldarbeiter müssen diese Arbeiten sehr sorgfältig erledigen, damit sie selbst nicht zu Schaden kommen. So muss bei einem mit Wurzelballen umgestürzten Baum genau der Schnittabstand zum Ballen errechnet werden, da dieser beim Schneiden „umschlagen“ kann. Herr Hentschel zeigte davon entsprechendes Filmmaterial.
Oft kommen aber auch Harvester zum Einsatz. Diese können die Holzstämme entasten und sofort auf Länge schneiden, die unterschiedlich sein können: Entweder vier Meter für die Sägewerke, drei Meter  für die Spanplattenfertigung oder 11,80 Meter für den Containerversand nach China. Die Kosten für den Harvester-Einsatz sind enorm hoch, denn sie können für einen Zwei-Wochen-Einsatz bis zu 70.000 Euro betragen. Das muss von den Waldbesitzern vorfinanziert werden, da sie ja erst nach dem Holzverkauf Einnahmen haben.
Später kommen dann noch die Aufforstungsarbeiten hinzu und die kosten auch viel Geld, das vorfinanziert werden muss. Die Überlegungen zur Aufforstung gehen in erste Linie dahin, einheimische Sorten anzupflanzen. Bei „ausländischen“ Sorten weiß man ja heute noch nicht, wie sie sich entwickeln.

Im Sommer 2018 kam dann die Dürre-Periode dazu und der Borkenkäfer konnte sich ausbreiten, da die Fichten keine eigenen Abwehrkräfte mehr hatten. Normalerweise zeigen sie Harzbildung an ihren Stämmen und daran können die Förster den Käferbefall erkennen, aber in 2018 fehlte aufgrund des Wassermangels diese Harzbildung und das war neu für die Förster. Wenn im Frühjahr eine Fichte von 10 000 Käfern besetzt ist, sind es durch Nachkommen bis zum Jahresende 1.500.000.000 Käfer. Ist die Fichte dann abgestorben, besetzen die Käfer weitere Bäume, denn sie brauchen immer frisches Holz. Mit den Fichten verschwinden auch die Ameisenhaufen in unseren Wäldern, denn die Ameisen benötigen Fichtennadeln zum Aufbau ihres Haufens.

Es sind aber nicht nur die Fichten, die unter der Dürre leiden, sondern auch die anderen Baumarten wie Buchen, Eichen, Eschen usw. haben mit Pilzen und Raupen zu kämpfen. Wenn das Baumsterben so weitergeht, können viele Produkte, für die Holz benötigt wird, nicht mehr hergestellt werden. Das fängt bei der Papierherstellung an und endet beim Bauholz oder bringt Heizungsprobleme. „Düstere“ Aussichten.

Um möglichst gutes Saatgut zu erhalten, werden alle paar Jahre Saatguternten durchgeführt. Die Säcke mit den entsprechenden Samen werden streng kontrolliert und verplombt und kommen dann in Forstbaumschulen. Eicheln werden aufgesammelt, Bucheckern in Netzen aufgefangen und Zapfen gepflückt. Für die Bodenverbesserung im Wald wird in regelmäßigen Abständen mit dem Hubschrauber gekalkt.

Der Regen, der bisher gefallen ist, hat die obere Bodenschicht gut versorgt, ist aber in der Tiefe noch nicht angekommen. Wie lange es dauert, bis genügend Grundwasser zur Verfügung steht, kann nicht ermittelt werden, denn eine derartige Trockenperiode gab es noch nicht und da fehlen Erfahrungswerte.

Das war ein sehr interessanter Vortrag.

Renate Steinhoff, Schriftführerin