Protokoll der Versammlung vom 25.2.2016

Das LIFE-Programm an Heve und Schmalenau

Nachdem der Vorsitzende Klaus Fischer die Gartenfreunde begrüßt hatte, übergab er den „Stab“ an Joachim Drüke, der uns mitnahm auf eine interessante Tour durch die renaturierten Bachtäler im Arnsberger Wald. Herr Drüke ist Leiter der ABU in Bad Sassendorf-Lohne, die 1977 gegründet wurde und in ihrem Emblem mit einem Iltis wirbt.
Die ABU hat im Kreis Soest rund 600 Mitglieder und zusätzlich 125 „vierbeinige“ Mitglieder, das sind 100 Rinder und 25 Wildpferde.
Diese biologische Station übernahm bei der Durchführung der Renaturierung der Heve und der Schmalenau die Federführung. Finanziert wurde diese Maßnahme aus Mitteln des EU-Förderprogramms LIFE, dem Land NRW und dem Naturpark Arnsberger Wald. Weitere Unterstützung gewährte die Bezirksregierung in Arnsberg und der Landesbetrieb Wald und Holz. Ganz wichtig war auch die Mitarbeit des Lehr- und Versuchsforstamtes Arnsberger Wald. Das Projekt wurde 2009 begonnen und konnte 2014 beendet werden. Für diese Naturschutzmaßnahmen wurden etwa 1 000 000 Euro benötigt. Die neuen Bachläufe zeigten schon nach neun Monaten volle Natur, also ein gelungenes Werk.
Nach dieser Einführung konnten wir uns anhand von Dia-Bildern selbst ein Bild von dieser wichtigen naturnahen Entwicklung machen, immer unterstützt von den Kommentaren von Herrn Drüke. Das erste Projekt war die Heve, in der nicht geangelt werden darf. Von Neuhaus aus wurden drei Kilometer Bachlauf renaturiert.
Etwas „Vorarbeit“ hatte dazu der Orkan Kyrill 2007 geleistet, da dadurch viele Fichten umgefallen sind. Einzelne Fichten mussten aber auch von Hand gefällt werden, da in den Auen nicht mit großen Maschinen gearbeitet werden sollte, um den Boden zu schonen. Schwarzerlen stehen am Uferrand und ab und zu an trockenen Stellen auch Eichen.
Deren Blätter fallen ins Gewässer und bilden dadurch die Nahrungsquelle für die Bachflohkrebse. Diese Laubbäume gewähren zudem die passende Menge an Licht und Schatten und selbst, wenn sie umgefallen sind, steckt das „Totholz“ noch voller Leben. In die Kiesbänke im Wasserlauf legt die Bachforelle im November/Dezember ihre Eier ab und unzählige Insektenlarven leben darin.
Weitere Bewohner dieser „erneuerten“ Naturgewässer sind Groppen, bei denen das Männchen in einer Art Höhle die Eier bewacht und das Neunauge, deren Jungfische im Schlamm aufwachsen. Libellen schwirren umher, deren Larven vorher drei bis fünf Jahre als Räuber im Wasser gelebt haben. Feuersalamander leben auch dort und legen ihre Eier in Bächen ab.
Ein extrem seltenes Lebewesen ist der schwarze Grubenlaufkäfer, der auch unter Wasser jagt. Eisvögel haben sich in den steilen Uferzonen angesiedelt, wo sie in Brutröhren ihre Jungen aufziehen, die nur drei bis vier Wochen gefüttert werden. Bei gutem Nahrungsangebot, zu dem Groppen gehören, können sie bis zu vier Bruten aufziehen.
Für das Sauerland typische Vögel sind die Gebirgsstelze, die von Klein-Insekten lebt, und die Wasseramsel, die tauchen kann und sich die Insektenlarven vom Bachboden holt. Der Schwarzstorch, der als großer Fischräuber angesehen wird, ist nach 30 Jahren wieder im Sauerland ansässig. Er brütet auf Bäumen und zieht im Winter nach Afrika.
Bei der Renaturierung der Schmalenau musste oft für bessere Durchgängigkeit des Fließwassers gesorgt werden, damit viele Bachbewohner die Laichplätze erreichen können. Ein Teil des Baches fließt aufgrund der früheren Begradigung inzwischen durch tiefe Rinnen. Diese wurden nach Beendigung der Renaturierungsarbeiten verschlossen, und heute kann der Bach in seiner ursprünglichen Bahn mäandernd durch die Auen fließen und sich bei Hochwasser in den Auen ausbreiten. Dadurch werden zum Beispiel die Samen der Schwarzerle verbreitet, und so entsteht dann ein naturnaher Auwald, wo auch Birken und Ebereschen wachsen können. Allerdings müssen die jungen Bäume oft vor Wildverbiss geschützt werden.
Über diese Naturschutzarbeiten kann man sich auf zwei Wanderrouten ein eigenes Bild machen. Infotafeln sind dort aufgestellt, und es gibt auch genügend Sitzgelegenheiten. Also, ab in die Natur!
Der Vortrag zeigte ganz deutlich, dass ein Einsatz für die Natur wichtig und richtig ist. Die Gartenfreunde waren jedenfalls angetan von diesen Maßnahmen. Herr Drüke wurde mit viel Applaus und einem Dankeschön verabschiedet.
Am Schluss der Veranstaltung erinnerte der Vorsitzende Klaus Fischer an den Obstbaumschnitt am 27. Februar.