Gartenfreunde auf Schwarzwaldfahrt

Die Chrysanthema in Lahr/Schwarzwald war das Ziel der Gartenfreunde vom Obst- und Gartenbauverein Soest. Der Fahrtenleiter Ludwig Steinhoff hatte dazu ein abwechslungsreiches “buntes“ Reiseprogramm zusammengestellt.

Auf der Hinfahrt wurde in Speyer Station gemacht und bei einer Führung lernten wir den mächtigen Kaiser-Dom kennen, der zum UNESCO-Welterbe zählt. Dieses Gotteshaus wurde 1061 geweiht und gilt als größte romanische Kirche Europas. Die Höhe des Kirchenschiffes war sehr beeindruckend, zumal die Bildergalerie ganz oben zu sehen ist. Der älteste Bauteil des Doms ist die Krypta, in der acht Kaiser und Könige ihre letzte Ruhe fanden.

Nach der Besichtigung sollte es zügig weitergehen zum Hotel in Oberhamersbach, aber da spielte uns die Kirmes in Speyer einen Streich. Ein Autofahrer hatte den Bus zugeparkt und unserer Gruppe dadurch einen verlängerten Aufenthalt in Speyer ermöglicht.

Am nächsten Tag stand Straßburg auf dem Plan. Auf einer Busrundfahrt lernten wir die verschiedenen Stadtteile kennen und unsere Gästeführerin Frau Müller gab uns die entsprechenden Erklärungen dazu. In der Innenstadt stehen aus der deutschen Ära noch viele Gebäude im wilhelminischen Stil. Das erinnerte sehr stark an Berlin. Der Europa-Komplex mit seiner modernen Bautechnik ist schon beeindruckend. Dann stand eine Bootsfahrt auf der Ill an und so kamen wir durch das ganz „alte“ Straßburg mit seinen wunderschönen Fachwerkhäusern. Ein „Muß“ in Straßburg ist der Besuch des Liebfrauenmünsters. Dieser Kirchenbau wurde 1176 im romanischen Stil begonnen und rosa Vogesensandstein wurde zum Bau verwendet. In der langen Bauphase kam später der gotische Stil hinzu. Der Turm ist 142m noch und dieses Gotteshaus war im Mittelalter das höchste vollendete Gebäude. Aufgrund der verschiedenen Attentate in Frankreich patrouillierten Soldaten vor dem Gebäude und am Eingang in die Kirche wurden die Taschen kontrolliert. Das war schon etwas gewöhnungsbedürftig, dient aber der allgemeinen Sicherheit. Im Innern dieses Münsters beeindrucken die hohen bunten Glasfenster und die große Orgel. Besonders sehenswert ist die Astronomische Uhr, die die Erdbahn, die Mondbahn und die Bahnen der Planeten anzeigt.

Eine Rundfahrt durch die Vogesen, auf der wir den heiligen Berg des Elsass, den Odilienberg, besuchten, rundete den Tag ab. Auf dem 763m hohen Bergrücken steht das Kloster der Hl. Odilie und dies ist der meist besuchte Wallfahrtsort des Elsass. Die Felsen fallen steil zur Rheinebene ab und gewähren einen tollen Ausblick in die Tiefebene.

„Herbst-Poesie – Magische Begegnungen“. Unter diesem Thema steht in diesem Jahr die Chrysanthema in Lahr. Was uns genau erwartete, wussten wir nicht, aber das Blumenfestival mit seinen bunten Blumengebinden enttäuschte uns nicht. Auf einem geführten Rundgang, die Stadtführer waren alle in roten Umhängen gekleidet, kamen wir an vielen Themenbeeten vorbei. So war „Der arme Poet“ im lilafarbenen Chrysanthemenbett zu sehen, das Kinderlied „Spannenlanger Hansel, nudeldicke Dirn“ wurde in den Farben gelb, weiß, braun, rosa und lila dargestellt. Das sah einfach schön aus. An der Stadtmauer neigten sich vom Wind gepeitschte Chrysanthemen-Pyramiden dem Boden entgegen. Diese Blütenkaskaden begleiteten uns auf dem ganzen Rundgang und unser Führer erklärte uns Gartenfreunden auch die Entstehung dieser Gebinde. Die Idee kommt aus Frankreich uns ist ein zeitraubender Vorgang. Alle Straßenlaternen in der Altstadt waren mit diesen Blütenkaskaden geschmückt und boten ein stimmungsvolles Bild. Blütenzauber im Herbst. Anregend waren auch die japanischen Ikebana-Installationen. Chrysanthemen, die 2,50m hoch werden, hatten wir vorher noch nicht gesehen und dann die filigranen Blütenblätter. Alles eine Augenweide. Besondere Beachtung fand die weiße Chrysantheme „Ozukuri“, was Tausendblüher heißt. Diese Pflanze schmückte sich mit 189 Blüten. Der Obst- und Gartenbauverein Kuhbach stellte den Weingotte Bacchus vor, aus weinroten Chrysanthemen. Am Storchenturm zog sich ein „fließendes“ Band mit poetischen Zeilen durch die Farbenpracht der Blüten. Fazit dieses Besuches: Überraschende Momente inmitten der Farben- und Formenpracht der Chrysanthemen, die den blühenden Herbst zeigen.

Am Nachmittag war die Zeller Keramik Manufaktur unser Ziel. Hier wird u. a. das uns ja allen bekannte Service „Hahn und Henne“ hergestellt. Vor über 200 Jahren wurde die Firma gegründet. Wir lernten den Werdegang der Keramikteile auf einer Führung kennen und erfuhren, dass viele Arbeitsschritte nötig sind, um z. B. einen Teller herzustellen. Vieles wird noch immer in Handarbeit gemacht und hat somit seinen Preis. Ein interessanter Einblick in diesen Industriezweig.

Wer wollte, konnte nach der Rückkehr ins Hotel noch das kleine Heimatmuseum in Oberhamersbach besuchen. Es gibt Auskunft über die Arbeitsweisen unserer Vorfahren in Handwerk und Landwirtschaft.

Verschiedene Städte wurden auf einer ganztätigen Schwarzwaldtour besucht. Frau Müller begleitete uns wieder und gab uns viele Informationen. Baden-Baden wurde zuerst angefahren. Die Trinkhalle war die erste Station. Ein Gebäude zum Staunen: Ein Wandelgang mit korinthischen Säulen und 14 Fresken lädt zum Verweilen und zum Probieren des mineralhaltigen warmen Wassers ein. Schon die Römer benutzten diese Thermen. Nebenan steht das Kurhaus, das heute die Spielbank beherbergt. Uns zieht es weiter in die weltberühmte Lichtentaler Allee, die von den Einwohnern als „grüner Salon“ bezeichnet wird. Diese prachtvolle Park- und Gartenanlage, direkt an der Oos gelegen, ist 3km lang und 350 Jahre alt. Seltene Bäume sind zu sehen und das sich färbende Laub verleiht dem Ganzen einen besonderen Reiz. Am anderen Ufer des Baches stehen feudale Bauten, die meist als Hotels genutzt werden. Wir kommen zur Gönneranlage, die seit 1909 besteht. Gestiftet hat diese Anlage der Kaffeekönig Hermann Sielcke und den Namen bekam sie vom damaligen Oberbürgermeister Gönner. Seit 1952 ist dieses Terrain ein Jugendstil-Rosengarten mit Brunnenanlagen und Plastiken.

Als nächstes stand der „Katz`sche Garten“ in Gernsbach zur Besichtigung an, der mit dem Slogan wirbt “ Erholen und Entspannen in südländischer Atmosphäre“. Dieser historische Garten liegt am Ufer der Murg und beherbergt exotische Pflanzen, wie Bananen, Granatapfel und Palmen. Dank des besonders milden Klimas am Wasser können diese außergewöhnlichen Gewächse gedeihen. Angelegt wurde dieser Garten im 19. Jhdt. Von der Murgschifferfamilie Katz, die bis 1952 dieses Grundstück als Prestigeobjekt nutzte. Danach folgte die Öffnung für die Allgemeinheit und erfuhr verschiedene Änderungen. Seit 2001 zeigt sich dieser Garten nach der Restaurierung fast wieder im alten Glanz.

Nach dieser Besichtigung befuhren wir die Schwarzwaldhochstraße, um zum Mummelsee zu gelangen. Hier wollten wir die tolle Aussicht bis ins Rheintal genießen, aber die tiefe Wolkendecke wies leider keine Lücke auf. So blieb uns nur ein Rundgang um den Mummelsee. Das war trotzdem ein Genuss, denn der „schwarze“ Wald und die Gebäude spiegelten sich toll im Wasser.

Eine Weinprobe und das Flammkuchenessen warteten im Ort Gegenbach auf uns. Durch ein vom Obstanbau geprägtes Gebiet fuhren wir diesem Ziel entgegen. Kirschbäume, Himbeeranlagen, Apfelplantagen und viele Erdbeerfelder waren zu sehen und später Weinstöcke, wo einige Sorten purpurrotes Laub zeigten. Wir kamen durch kleine Orte, in denen wir sehr oft Bananenstauden mit reifen Früchten sahen. Das Klima muss dort wirklich sehr mild sein. Etwas verspätet kamen wir in Gengenbach an und die Zeit reichte nur noch für einen Gang durch die Engelgasse. Danach ließen wir uns Wein und Flammkuchen schmecken.

Die Heimreise steht an. Wir machen in Weinheim unsere Mittagspause. Direkt am Parkplatz im Schlossgarten begrüßt uns die über 300 Jahre alte Libanonzeder. Ein Baumgigant, der uns in Staunen versetzt. Manfred Terbrüggen hat sich bereit erklärt, uns durch den nahe gelegenen Hermannshof zu führen. Die Gestaltung dieses Gartens begann 1879 durch die Familie Hermann Ernst Freudenberg mit einem Myrtenzweig vom Brautschmuck der Tochter Helene. Diese Myrte ist inzwischen 10m hoch und beansprucht zur Überwinterung ein eigenes Glashaus. Es soll die größte und älteste Myrte in Deutschland sein. Jetzt im Herbst blühen Astern und es gab ein großes Angebot an Salbeipflanzen. Viele Sommerstauden sind mit ihren Samenständen zu sehen, die noch etwas von dem Blütenflor erahnen lassen. Prägend für diesen Schaugarten ist der große Mammutbaum vor der Villa. Nach dem Gartenrundgang blieb noch etwas Zeit, um durch die Altstadt zu streifen.

Wohlbehalten trafen alle Teilnehmer wieder in Soest ein. Die vielen neuen Eindrücke werden uns noch lange in Erinnerung bleiben.